Ein Bild von einem Mann by Danella Utta

Ein Bild von einem Mann by Danella Utta

Autor:Danella, Utta [Danella, Utta]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Als das Taxi kam, gab sie den Namen der Pension an.

Der Fahrer war ein Ausländer. Er wollte die Straße wissen.

»Die Straße? Es ist in Schwabing.«

Der Mann sah sie mit dunklen Augen geduldig an.

»Warten Sie, ich schau’ nach.«

Zurück ins Haus, das Telefonbuch in Karens Zimmer, es lag noch aufgeschlagen auf dem Schreibtisch.

Georgenstraße. Der Abend verkehr war dicht, es dauerte eine Weile, bis sie hinkamen.

Wenn er inzwischen seinen Koffer abgeholt hatte, war er eben weg. Auch gut. Georgia würde erleichtert sein.

Sie kamen gleichzeitig vor dem Haus an. Georgia mit dem Taxi, Georg Wieck zu Fuß.

Es regnete wieder, er hatte den Kragen seines Trenchcoats aufgeschlagen, er trug keinen Hut, sein Haar war naß.

Sie standen und sahen sich an.

»Ich will nur meinen Koffer holen«, sagte der Mann. »Ich fahre heute abend ab.«

»Ja, ich weiß.« Georgia war ganz ruhig, ganz kühl. »Holen Sie den Koffer, ich bringe Sie zum Bahnhof.« Und zum Taxifahrer: »Bitte, warten Sie einen Moment.«

Als sie im Taxi saßen, fragte er: »Sie haben meinen Brief bekommen?«

»Ja, ich habe ihn gerade vorhin erst gelesen.«

»Und woher wußten Sie, daß ich hier gewohnt habe?«

»Linda hat es mir gesagt. Beziehungsweise ihre Sekretärin.« Kühl und ruhig, ihre Stimme ganz normal, sie war in keiner Weise aufgeregt.

Als sie vor dem Bahnhof standen, fragte sie: »Wann geht denn der Zug?«

»Erst später, in zwei oder drei Stunden, ich weiß nicht genau. Irgendeiner wird schon fahren.«

»Wohin?«

Er hob unsicher die Hand, er sah sehr alt aus, sehr kümmerlich, aber seine Hand war schön.

»Irgendwohin.«

»Nach Venedig?«

»Ich wohne dort.« Er neigte leicht den Kopf. »Ich will Sie nicht aufhalten. Es war schön, daß ich Sie noch einmal gesehen habe. Und verzeihen Sie die Zudringlichkeit mit dem Brief.«

»Wir können ja noch ein paar Worte miteinander sprechen. Zum Beispiel über den Brief.«

Das Bahnhofsrestaurant war voll, Georgia blickte sich irritiert um.

»Hier nicht«, sagte sie. »Über der Straße ist ein Hotel, da gibt es ein Restaurant. Wir können dort eine kleine Weile sitzen.«

»Dann bringe ich den Koffer in ein Schließfach.«

»Ja, das ist eine gute Idee.«

Der Koffer war nicht groß, viel konnte nicht darin sein. Unter dem Mantel trug er denselben Anzug wie vor einer Woche. Jedenfalls glaubte Georgia, es sei derselbe Anzug, so genau hatte sie ihn nicht angesehen.

Das Lokal war gemütlich, zu dieser Stunde noch wenig besucht.

»Was darf ich Ihnen bestellen?« fragte er höflich.

»Ich werde ein Viertel Wein trinken«, antwortete sie sachlich. »Und wir könnten auch eine Kleinigkeit essen. Wer weiß, ob der Zug einen Speisewagen hat.«

»Diese Nachtzüge haben nie einen Speisewagen. Ich hätte mir noch ein Sandwich gekauft oder irgend so etwas.«

»Nun, dann werden wir hier ordentlich essen.« Sie lehnte sich zurück, entspannt, zufrieden mit sich selbst, mit ihrer Ruhe, ihrer Gelassenheit.

Karen müßte mich sehen. Oder Panino.

»Ich habe heute auch noch nichts Richtiges gegessen.

Schaun wir mal in die Speisekarte.« Sie lächelte dem Kellner zu, der an ihren Tisch getreten war.

Nachdem sie gewählt und bestellt hatten, fragte sie: »Haben Sie wirklich als Kellner in Venedig gearbeitet?«

»In den letzten Jahren, ja. Hat Frau Lossen das erzählt?«

»Alles, was ich über Sie weiß, weiß ich von ihr. Man muß allerdings Linda nicht alles glauben.



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